Hans-Heinrich Ehlen

ehem. MdL & Landesminister a.D.

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Sonntagsjournal der Zevener Zeitung vom 19.01.2020

Rund 200 Tiere im Norden

Wolfsexperte aus dem Cuxland bei den Landvolk-Senioren zu Gast

BRAUEL. Es waren ganz besonders interessierte Zuhörer, die Heiner Ehlen zum Vortragsund Klönnachmittag der Zevener Landvolk-Senioren im Stammlokal Zur Linde in Brauel begrüßen konnte. Das Thema behandelte diesmal den Wolf, ein erst kürzlich in unsere freie Natur zugewandertes Raubtier.

Als Gast war Hermann Kück aus Lunestedt angereist, eine markante Erscheinung mit Schlapphut, Künstlermähne und gepflegtem Bart. Als bekennender Naturschützer und gleichzeitig Jäger und Heger stellte er sich vor. Er ist Wolfsberater im Landkreis Cuxhaven. Einem Landstrich, in dem vor knapp zehn Jahren das erste Wolfspaar ansässig wurde und für Nachwuchs in Gestalt von vier männlichen Welpen sorgte.
der Wolfskenner eingangs auf allerhand Mythen, die den Wolf begleiten. Bilder aus Russland und Nordamerika, die den Wolf als Menschen jagende Meute zeigen, hätten mit dazu beigetragen, dass der heutige Mensch in seiner Mehrzahl verständliche, aber übertriebene Angst gegenüber dem Wolf zeige. Aus wissenschaftlichen Kreisen ist nämlich zu hören, dass im Zeitraum 1950 bis zum Jahr 2000 in Russland vier Menschen, in ganz Europa ebenfalls vier und in den USA kein einziger Mensch durch Wölfe zu Tode gekommen sind. Auf ihren Wanderungen durch Europa legen Wölfe schon mal 1000 Kilometer und mehr zurück, um weit entfernt Nahrung und Partner zu finden. Auf ihren Wegen queren sie Flüsse, Bahntrassen, Bundesstraßen und Autobahnen. Mancher kommt dabei zu Tode, die meisten aber erreichen unbehelligt ihr Ziel. Das gilt auch für die beiden ersten Wölfe im Cuxland. Die Wölfin war aus Sachsen und der Rüde aus der Gegend um Munster zugewandert. Ihre Nachkommen fielen zunächst im Cuxland durch Nutztierrisse auf, bevor sie sich auf die beschriebene Wanderung zu fernen Zielen machten. Bemerkenswert, so Kück, dass es in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen bislang keine Wölfe gebe. Daran mag es nach seiner Einschätzung auch liegen, dass kaum bundesweite politische Initiativen zur Entschädigung von Nutztierhaltern auf den Weg gebracht würden.
Ausgewachsene Wölfe benötigen täglich etwa vier Kilogramm Fleisch. Diesen Bedarf decken sie in erster Linie durch heimisches Wild. Das schmälert allerdings die Zahl des von den Jägern erlegten Wildes, weshalb der Wolf den meisten Jägern schon deshalb kein willkommener Gast ist. Wölfe sind streng geschützt und unterliegen nicht dem Jagdrecht. Trotzdem soll es zu illegalen Abschüssen gekommen sein. Nur in begründeten Ausnahmefällen, wie etwa beim sogenannten „Rodewalder Rüden“ habe das zuständige Ministerium einer „Entnahme“, also dem legalen Abschuss, zugestimmt. Genannter Problemwolf soll allerdings noch am Leben sein, weil er so gut wie nicht aufspürbar ist.
Die Diskussion um den Wolf ist eine hoch emotionale, weiß Hermann Kück zu berichten. Er habe schon auf vielen Versammlungen gewissermaßen als „Vermittler“ zwischen Mensch und Wolf agiert. Auch Schulen habe er besucht, um Kindern die Angst vor dem Wolf zu nehmen. Er selbst sei zu seinem Bedauern noch nie einem Wolf in freier Wildbahn begegnet. Er kenne ihn nur von Bildern aus Wildtierkameras.
Die Erkenntnis, so der Wolfsberater, welcher Wolf ein Stück Wild oder ein Nutztier gerissen hat, ist der Gentechnik zu verdanken. Anhand von registrierten Speichelproben kann fast jeder Wolf identifiziert werden.
Auch werden Spuren vermessen, um sie letztendlich dem Wolf als Art zuordnen zu können. „In Niedersachsen leben derzeit etwa 200 Wölfe in 23 Rudeln“, so Hermann Kück. „Bei weiter steigenden Zahlen muss in Hinblick auf Abschussmöglichkeiten durch Jäger auf politischer Ebene bald etwas passieren, damit die Nutztierrisse nicht noch weiter zunehmen“, so seine Forderung. An der sich anschließenden Diskussion beteiligten sich auch einheimische Jäger, die als Gäste an der Versammlung teilnahmen. (SJ)


Hermann Kück ist Wolfsberater im Landkreis Cuxhaven und berichtete Wissenswertes zum Wolf.
FOTO: MESCHKE

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