Hans-Heinrich Ehlen

ehem. MdL & Landesminister a.D.

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Bremervörder Zeitung vom 17.06.2017

Ökotourismus mit Laienforschern löst keine Probleme

Brief aus Hannover: Heute schreibt der Landtagsabgeordnete CDU, Hans-Heinrich Ehlen aus Kalbe, über die Wolfspopulation

Liebe Leserinnen und Leser,

längst fühlt sich der Wolf auch in unserem Landkreis wieder heimisch. Nach Angaben der Landesjägerschaft (LJN) gibt es in Niedersachsen elf Gebiete mit territorialem Wolfsvorkommen und neun reproduzierende Wolfsrudel. Durch Fotofallenbilder wurden vor einem halben Jahr im Bremervörder Bereich mindestens drei Wolfe anchgewiesen. Jeweils fünf Wölfe konnten in der Nähe von Visselhövede bestätigt werden und auch nördlich von Scheeßel sowie im Raum Breddorf wurden Wölfe gesichtet.
Die Ausbreitung der Tiere in Niedersachsen wird wissenschaftlich dokumentiert. Mit dem Wolfsmonitoring hat das Umweltministerium die LJN beauftragt, die diese Aufgabe in enger Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) und den rund 100 Wolfsberatern wahrnimmt. Aktuell sind etwa 80 Wölfe in Niedersachsen bekannt, und Experten zufolge wird sich die Population mit einer Steigerungsrate von über 30 Prozent pro Jahr erheblich ausdehnen. Der Erfolg für den Artenschutz ist die eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite führt im Zuge dieser Entwicklung das Nebeneinander von Mensch und Wolf immer wieder zu Problemen. Weidetierrisse stellen ein zunehmendes Problem in Grünland- und Deichregionen dar. Die Landesregierung ist dringend gefordert, konkrete und praktikable Leitlinien für Konfliktfälle zu erarbeiten. Die CDU-Fraktion hat für einen nachhaltigen Umgang mit dem Wolf einen Antrag mit einem Sieben-Punkte-Plan an die Regierung gestellt. Insbesondere den betroffenen Weidetierhaltern muss geholfen und die gesellschaftliche Akzeptanz des Wolfes in den ländlichen Regionen gefördert werden.
Doch anstatt einen überarbeiteten Wolfsmanagementplan zu präsentieren, setzt das Umweltministerium darauf, das Wolfsmonitoring aktiver zu gestalten. Das heißt: Laienforscher, die keine besonderen Kenntnisse über den Wolf vorweisen müssen, werden in unserem Landkreis das Vorkommen der Tiere überprüfen. Im Auftrag des Ministeriums wird eine Organisation namens Biosphere Expeditions von heute an bis zum 21.Juli 2017 (jeweils vier einwöchige Expeditionen) im Landkreis Rotenburg und den Landkreisen Heidekreis, Celle, Osterholz und Uelzen ein intensiviertes Monitoring durchführen. Die Naturfreunde können die Expedition über das Internet buchen und zahlen knapp 1800 Euro an den Verein, um sieben Tage die Reviere zu durchstreifen und nach Hinweisen auf Wolfspräsenz zu suchen. Obwohl die LJN den Auftrag des Monitorings hat, möchte das Umweltministerium offensichtlich über eigene Daten verfügen. Möglicherweise bestätigt das zusätzliche Material die Vermutung der Jäger, dass die tatsächliche Zahl der Wölfe bereits höher liegt als offiziell bekannt, aber angesichts der dringenden Notwendigkeit nach einem echten Wolfsmanagement drängen sich kritische Fragen nahezu auf.
Bereits im Vorfeld hatte die Jägerschaft dem Wolfsbüro im NLWKN ihre Kritik und Bedenken an Ökotourismus-Projekten dieser Art mitgeteilt, die jedoch nicht aufgegriffen wurden. Nach Angaben des NLWKN müssen die ehrenamtlichen Helfer auf öffentlichen Wegen bleiben und dürfen sich nur auf Flächen der Niedersächsischen Landesforsten oder großer privater Flächenbesitzer bewegen, die im Vorfeld informiert wurden.
Fest steht, dass die Gruppen von Wolfsfreunden in offiziellem Auftrag des Umweltministerium mit Arbeiten zu einem politisch und gesellschaftlich kontrovers diskutierten Thema beauftragt werden und Daten liefern, die anschließend in politische und behördliche Entscheidungen mit einfließen werden. Ehrenamtliches Engagement zum Schutz bedrohter Tiere ist aller Ehren wert, doch weder ist der Wolf eine vom Aussterben bedrohte Wildtierart noch lösen solche Projekte die Probleme.
Die wiederum sind denjenigen, die täglich damit zu tun haben, wohlbekannt. Das Niedersächsische Landvolk und seine Kreisverbände, die Schafzuchtverbände und Heidschnuckenzüchter sowie die Weidetierhalter, Fleischrinder- und Milchviehhalter haben ein „Aktionsbündnis aktives Wolfsmanagement“ verfasst. Darin fordern sie unter anderem die sofortige Einführung eines echten Wolfsmanagements, die Entbürokratisierung des Verfahrens über Ausgleichszahlungen für Nutztierverluste und einer Verbesserung der Förderbedingungen für Schutzmaßnahmen für Weidetiere. Ausgearbeitete Konzepte von der CDU Fraktion und den Weidetierhaltern liegen der Landesregierung vor, nun müssen endlich Taten folgen.

Ihr Hans-Heinrich Ehlen

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