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Zevener Zeitung vom 08. Mai 2008

"Zehntklässler fühlen Ehlen auf den Zahn"

Gauß-Realschüler stellen Minister viele Fragen

Zeven (mey). Politikverdrossenheit? Muss nicht sein. Die Klassen 10b und 10c der Zevener Gauß-Realschule bewiesen gestern, dass es sich lohnt, junge Leute persönlich zu treffen. Im Anschluss an das Kurzreferat des Ministers Ehlen zum Thema Europa baten sie sofort: "Wir möchten unbedingt ihn selber fragen."

"Die Liste mit vorab gesammelten Fragen konnte Rektorin Uta Gerken getrost wieder einstecken. Angetan von der bodenständigen Art des Niedersächsischen Ministers - Hans-Heinrich Ehlen aus Kalbe kam ohne großen Tross und bezeichnete sich selbst als "Kind vom Lande" - zeigten die Schüler wenig Berührungsängste, sondern fragten interessiert direkt nach. "Super", fand das seinerseits auch der Politiker.
"Warum haben die Engländer nicht den Euro?", die Frage kam von vorne links. Ehlen nickte. "Eine interessante Sache. Das zeigt einerseits, dass die EU grundsätzlich gewillt ist, ihren Mitgliedern weiter Eigenständigkeit zu geben und andererseits, dass wir noch ein gutes Stück davon entfernt sind, als harmonisierter Zusammenschluss nach außen zu wirken", findet er.
Einem möglichen EU-Beitritt der Türkei steht der Minister eher kritisch gegenüber. "Die Mitgliedsländer müssen in gewissen Bereichen gut zusammen passen, das sehe ich nicht unbedingt gegeben, zudem würde die Türkei als größtes Land auf einen Schlag die meisten Abgeordneten stellen", gab er zu bedenken. Die derzeitige Situation sei dennoch eine Chance für beide Seiten: "Wir müssen nicht immer alles gleichmachen, warum sollen denn unbedingt alle in den gleichen Pott?" Derzeit gebe es 480 Millionen europäische Mitbürger, eine (noch) überschaubare Größe und als Einheit handlungsfähig - "wenn auch das ja bekanntermaßen manchmal schon schwer genug ist."

Hohe Versorgungsicherheit

"Welche Vorteile hat Niedersachsen von der EU?", eine weitere Schülerfrage, und der niedersächsische Landwirtschaftsminister unterschied in seiner Antwort drei Punkte: Erstens gebe es mittlerweile - aufgrund guter Zusammenarbeit und optimiertem Gütertausch - eine hohe Versorgungssicherheit (120 Prozent), zweitens sei Niedersachsen hinsichtlich Qualitätssicherung und Kontrollnetzwerken in einer anerkannten Vorreiterrolle, und drittens werde die Informationskette ausgebaut.
"Wie werden sich die Preise landwirtschaftlicher Produkte entwickeln?" Hier konnte Ehlen keine definitiven Zahlen nennen, doch nach jüngst erlebter (und erwartet nachhaltiger) Abschmelzung von Milchseen, Butter- und Fleischbergen halte er eine weitere Güterverknappung für wahrscheinlich. "Die asiatischen Schwellenländer steigern ihre Kaufkraft - und da sind wir hinsichtlich neuer Konsumenten erst am Anfang", so der Agrarexperte.
"Alle Beteiligten - vom Acker bis zur Ladentheke - sollten gut von ihrer Arbeit leben können. Von Verbraucherseite wird mir oft gesagt, dass man den Ur-Erzeugern höhere Preise gönnt - alle haben nur Angst, dass sich dazwischen welche das Geld in die Taschen stecken", meinte Ehlen, einige Schüler nickten. "Nach Brüssel zu fahren und das alles mal zu sehen, wäre schon interessant", so zwei Schülerinnen laut.
Weitere Informationen zum Thema sind im Internet zu finden unter:
www.europarl.europa.eu
www.europarl.de


Architektonische Meisterleistung: Beim Besuch im Europa-Parlament in Straßburg steht der Besucher plötzlich vor einer riesengroßen ins Gebäude eingebauten hölzernen Kugel, und nach kurzer Rolltreppenfahrt (links) kann ein Jede und Jeder sogar direkt in die Kugel hinein gehen…


…und steht oben auf der Besuchertribüne mit Blick auf den großen Plenarsaal mit den Europaabgeordneten aller mittlerweile 27 Mitgliedsländer – Kopfhörer liegen auf jedem Platz, unten wie oben, die die Möglichkeit geben, sich Reden und Debatten in fast allen Sprachen jederzeit anhören zu können.


Hielt erst ein Kurzreferat und stellte sich dann den Fragen der Schüler: Minister Ehlen


Ausgerüstet mit Stift und Block und vielen Fragen: die Zehntklässler der Zevener Gaußschule.


„Wir möchten unbedingt in selber fragen“ – die Schüler zeigten sich wissbegierig.


Mittendrin statt nur dabei: Wenig Berührungsängste hatten die Zehntklässler mit dem Niedersächsischen Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung, Hans-Heinrich Ehlen (Mitte) weder im Gespräch rund um Europa noch später beim Pressefoto.

Alle Fotos: Christiane Meyerdierks 

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