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Zevener Zeitung vom 08. Februar 2008

Besucherrekord mit der „grünen Palme des Nordens“

300 Gäste amüsieren sich bei politisch-vergnüglichem Aschermittwoch der CDU in Selsingen

Selsingen (bz/mg). Der 30. Politische Aschermittwoch des CDU-Gemeindeverbandes Selsingen geriet am Mittwochabend zu einem Event der Superlative. Mit viel Politprominenz und knapp 300 Gästen verbuchten die Veranstalter einen Besucherrekord. Drei Landesminister zählten zu den Ehrengästen. „Quasi für jedes Jahrzehnt ein Spitzenpolitiker“, so Johann-Hinrich Meyer.

Der Vorsitzende des CDU-Gemeindeverbandes zeigte sich sichtlich zufrieden. Die Stimmung im „Selsinger Hof“ war prächtig, das Freibier floss in Strömen und ein deftiges Grünkohlessen war die Grundlage für den Verzehr manch „lüttjer Lage“.
Johann-Hinrich Meyer begrüßte Niedersachsens Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann als Festrednerin, deren Kabinettskollegen Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann und Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen sowie weitere Ehrengäste.
„Wir haben jüngst die Ernte eines engagierten Wahlkampfes eingefahren“, rief Kreisvorsitzender Albert Rathjen das Ergebnis der Landtagswahl in Erinnerung. Das sei eine gute Basis, um die erfolgreiche Arbeit der CDU/FDP-Koalition fortzusetzen. Zudem läutete Rathjen gewissermaßen den nächsten Wahlkampf ein: „Wir sollten die Zeit bis zur Bundestagswahl nutzen, unsere Stärke als Volkspartei auszuspielen.“ Politik lasse sich angesichts der erstmals ins Parlament eingezogenen Linken immer schwieriger gestalten. Jetzt gelte es, wirtschaftliche und soziale Erfolge zu sichern. Rathjen: „ Dazu gehört leidenschaftliches Engagement.“
Humorvoll äußerte sich Mechthild Ross-Luttmann. Die Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit verglich den Grünkohl mit der CDU: Die „grüne Palme des Nordens“ hebe sich wohltuend von anderen Gemüsepflanzen ab wie die christdemokratische Politik von der Handlungsweise der Sozialdemokraten“. Die norddeutsche Spezialität werde seit 2000 Jahren kultiviert und habe sich etabliert – wie die CDU in Niedersachsen. Die Speise liege dem Genießer manchmal „ebenso schwer im Magen wie wir Christdemokraten dem niedersächsischen SPD-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Jüttner“.
Auch CDU-Bundestagsabgeordneter Reinhard Grindel zeigte sich von seiner jovialen Seite: „Was unsere beiden Minister im Landkreis angeht: Never change a winning team“ sagte er unter donnerndem Applaus. Hans-Heinrich Ehlen müsse „schon der Quote wegen“ unbedingt Minister bleiben.

„Soldaten ein Segen“

Wozu die SPD nicht in der Lage gewesen sei, das habe die CDU/FDP-Koalition in Hannover geschafft: Abbau von Arbeitslosigkeit und Schaffung neuer Arbeitsplätze. „Genau daran muss sich eine vernünftige Sozialpolitik messen lassen.“ Zur Sicherheitspolitik sagte Grindel: Integration ist wichtig. Aber: Bei uns gilt das Grundgesetz und nicht die Sharia. Und bei uns ist wichtig, was ein Mädchen im Kopf hat und nicht darauf.“ Selsingens Samtgemeindebürgermeier Werner Borchers bezeichnete die Ansiedlung deutscher Soldaten in der Kaserne in seiner Ansprache als „wahren Segen“, denn „das ist und bleibt für uns und die Region ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor“.
Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann hielt ihre Festrede in Versform. Sie appellierte an maßvolle Zurückhaltung der Politiker in Zeiten schwacher Einkommen: „schnell erhöht ist die Diät, denn dafür ist es nie zu spät.“ Es gehe nicht an, dass man „Wasser predige und Wein trinke. Zwar seien Deutsche nach neuesten Umfragen vielfach zu dick. Dennoch müsse jeder über ein ausreichendes Einkommen verfügen. Doch jetzt ist Aschermittwoch und damit Fastenzeit. Heister-Neumann stichelte in Richtung ihres Kabinettskollegen: „Landwirtschaftsminister Ehlen muss sich jetzt gewaltig quälen.“
Kritik übte Heister-Neumann an Fernsehsendungen: Vom Dschungelcamp bis Dieter Bohlen überwiege beim Zuschauer zunehmend Voyeurismus anstelle eines Informationsbedürfnisses. „Wer so was guckt, der ist doch blöde. Und im Gehirn herrscht auch wohl Öde.“
Zurück zur Politik: Sorgen machten ihr die Linken: „Sie sind nicht der Zukunft zugewandt, sondern gehen mit ewig Gestrigen Hand in Hand“. Jugendkriminalität müsse effizient bekämpft werden und Gesamtschulen seien nur dann sinnvoll, „wenn die anderen auch überleben können.“
Nach tosendem Beifall und stehenden Ovationen bescheinigte Hans-Heinrich Ehlen seiner Kollegin, dass „es sich immer lohnt, nach Selsingen zu kommen“. Und obwohl der Minister sich gerade mit seiner eigenen Gewichtsreduzierung beschäftige und „rund 140 Gramm täglich“ abnehme, spendierten er und Landrat Hermann Luttmann der fröhlichen Gästeschar des politischen Aschermittwochs je ein weiteres Fass Freibier. Da erklang das Niedersachsenlied aus rund 300 Kehlen und in Begleitung des Selsinger Musikvereins gleich noch mal so gut.


Selsinger Spezialitäten zum Abschied: CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Johann-Hinrich Meyer überreicht Niedersachsens Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann einen Präsentkorb.

Heiner Ehlen
"Es lohnt sich immer, nach Selsingen
zu kommen": Landwirtschaftsminister
Hans-Heinrich Ehlen.

Mechthild Ross-Luttmann
"Grünkohl hat sich in Norddeutschland
genauso etabliert wie die CDU":
Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann

Reinhard Grindel
"Bei uns gilt das Grundgesetz und
nicht die Sharia": CDU-Bundestags-
abgeordneter Reinhard Grindel

(Fotos:bz/mg)

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