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Zevener Zeitung vom 11.02.2005

Bester Kohl auf scharfen Zungen

Politisch-vergnüglicher Aschermittwoch der CDU in Selsingen

Selsingen (bz/bw). Mit scharfer Zunge richteten sich die CDU-Politker am Aschermittwoch gegen Rot-Grün und steckten ihren Kurs ab, der 2006 zum Wahlsieg führen soll. Während Bundestagsabgeordneter Reinhard Grindel ernste Miene zum politischen Spiel machte, saß dem stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Friedhelm Biestmann, der Schalk im Nacken.

Nach dem Grußwort von CDU-Kreisvorsitzenden Albert Rathjen und dem deftigen Grünkohlessen mit Kohlwurst, Korn und Bier trat der CDU-Bundestagsabgeordnete Reinhard Grindel ans Rednerpult.
Als „Jahreshauptversammlung des Clubs der deutlichen Aussprache“ bezeichnete Grindel das traditionelle Treffen der CDU-Politiker am Aschermittwoch. Der Bundestagsabgeordnete wurde dann auch selbst deutlich. Er appellierte an die Partei, sich nicht als „zerstrittenen Haufen“ zu präsentieren, sondern als „eingeschworene Gruppe“ und spielte damit auf die vergangenen Querelen an, die der Partei sinkende Umfragewerte beschert hat.
Auch an die Adresse von Edmund Stoiber, der gesagt hatte, das ökonomische Versagen der SPD bilde den „Nährboden für Extremisten“, richtete Grindel seine Kritik:“ Fünf Millionen Arbeitslose sollten alles aufrütteln, damit Menschen in Lohn und Brot gebracht werden und nicht zu einer Scheindebatte führen.“
Im Streit um den Stellenabbau bei der Deutschen Bank schießt sich Grindel auf den Bank-Chef ein. „Ackermann sollte mehr soziale Verantwortung zeigen, wie viele Unternehmen in Selsingen und Rotenburg.“ Gleichwohl sprach er der Wirtschaft ein Lob für die Vielzahl von neuen Ausbildungsplätzen aus.
„Es ist die Wirtschaft gewesen, die jungen Leuten eine Perspektive zeigen und nicht Rot-Grün“, sagte Grindel und verteilte einen Seitenhieb auf die ursprünglich geplante Ausbildungsplatzabgabe der SPD.
Besonders in Sachen Arbeitslosigkeit, die inzwischen die Fünf-Millionen-Grenze überschritten hat, rechnete der Bundestagsabgeordnete mit der Bundesregierung ab. „Die große Arbeiterpartei SPD ist die Partei der Arbeitslosigkeit geworden.“
Auch die Grünen bekamen ihr Fett weg. Grindel empfahl, sich mit ihnen zu beschäftigen. „Sie stehen ja nicht unter Naturschutz“, sagte er zynisch.
„Die Grünen kämpfen gegen Menschenhandel, tun aber auf der anderen Seite wegen ihrer Multi-kulti-Ideologie nichts dagegen, dass Frauen aus Osteuropa zur Prostitution gezwungen werden“, so der CDU-Politiker mit Blick auf Joschka Fischer und die Affäre des Visa-Missbrauchs.
Reinhard Grindel hatte eine Menge an Verbesserungsvorschlägen im Gepäck: „Mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt im Gegensatz zu Flächen-Manteltarifen, die dem Arbeitsmarkt Bürokratisierung bescherten, mehr Forschung und Entwicklung und eine Steuerreform, die der Familie mehr Geld in die Tasche spült.“
Weniger politisch startete Hans-Heinrich Ehlen, der niedersächsische Minister für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, seine Rede. Er erklärte den Grünkohl im Selsinger Schützenhof für den besten in dieser Winterjahreshälfte.
Und er muss es wissen: Bereits zum 19. Mal ließ sich der Landwirtschaftsminister das deftige Essen schmecken. Der Kohl könne aber nicht mit nächtlichen Schlemmereien direkt aus dem Kühlschrank mithalten: „Zwei Salzkartoffeln, Grünkohl und eine Handvoll Mettwurst“ – das sei ein richtiges Essen, schwärmte Hans-Heinrich Ehlen.

Foto: Landesminister Hans-Heinrich Ehlen schwärmte von
nächtlichen Grünkohlschlemmerein aus dem Kühlschrank.

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