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Zevener Zeitung 19. August 2003

Ehlen: „Hier sind Profis am Werk“

Hans-Heinrich Ehlen beeindruckt von Projekt „Kräuterregion Wiesteniederung“ in Horstedt

Horstedt. Dass ein Möhrensalat mit Taubnessel, Gänseblümchen und Kresse in Mangoessig oder eine Brennessel-Gierschsuppe richtig gut schmecken können, ist nur eine Erkenntnis, die der Niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU) während seines Besuchs in der „Kräuterregion Wiesteniederung“ gewonnen hat. „Hier ist etwas wirklich Beeindruckendes entstanden“, war der Politiker in Horstedt sichtlich angetan von dem Projekt, das vom Land Niedersachsen mit rund 60 000 Euro bezuschusst worden ist.
„Die Kräuterregion ist ein gutes Beispiel, wie wichtig für die gelungene Umsetzung einer Idee die Menschen sind, die an einem Strang ziehen“, lobte Hans-Heinrich Ehlen die Eigeninitiative der beteiligten Gemeinden Mulmshorn, Sottrum, Reeßum, Horstedt und Gyhum, der Arbeitsgruppen, Landwirte, Bürger und Behörden. Der Niedersächsische Landwirtschaftsminister Hans-Heinrich Ehlen war natürlich nicht ohne „Hintergedanken“ in die „Kräuterregion“ eingeladen worden: Die finanziellen Mittel des Landes sind restlos aufgebraucht, neue Fördergelder nicht in Sicht.
Große Versprechen konnte der Politiker aus der Landeshauptstadt während seines Besuchs in Horstedt allerdings nicht zum Ausdruck bringen: „Wir müssen uns die schlechte finanzielle Situation des Landes vor Augen führen“, appellierte Ehlen, „mit geringeren Mitteln zu versuchen, das gleiche zu erreichen“. Dass ihn das Projekt in jedem Fall beeindruckt, verhehlte Ehlen dennoch nicht: „Hier sind Profis am Werk“, kommentierte er und gleichzeitig verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Verantwortlichen auch ohne eine eventuelle Finanzspritze aus Hannover weitermachen. „Dieses Projekt hat Zukunft und muss weiterentwickelt werden“.
Sichtlich angetan hatte der prominente Gast aus der Landeshauptstadt zunächst den Bibelgarten besucht, der im Rahmen der „Kräuterregion Wiesteniederung“ an der Johannes-der-Täufer-Kirche entstanden ist. Gemeinsam mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Reinhard Grindel, den Landtagsabgeordneten Mechthild Ross-Luttmann (CDU), Jan-Christoph Oetjen (FDP) sowie den Bürgermeistern und Vertretern der „Kräuterregion“ wanderte der Landwirtschaftsminister auf dem botanischen Pfad durch die Schöpfungsgeschichte und im Anschluss durch den Kräutergarten der Gaststätte Bahrenburg.
Und dass sich die „Kräuterregion Wiesteniederung“ auch kulinarisch lohnt, erfuhr der Politiker spätestens in der Gaststätte „Zur Post“, in der die Restaurants der „Kräuterregion“ ein appetitliches Büffet gezaubert hatten: Rucola in Balsamico, Wildkräuter-Kartoffelsalat, Partybrötchen mit Brennesselsamen und Nackenbraten mit Champignon-Kräuterkruste bildeten eine gute Grundlage für die anschließende Diskussionsrunde.
Denn: Hauptanliegen der Gastgeber war es, mit dem Landwirtschaftsminister hinsichtlich der finanziellen Fördermöglichkeiten einen Blick in die Zukunft zu wagen. „Die Weiterentwicklung liegt uns sehr am Herzen, dieses Projekt ist eine hervorragende Perspektive für unsere Region“, appellierte dann auch Horstedts Bürgermeister, Heinz-Dieter Gebers, an die Adresse des Vertreters der Landesregierung.

Leitprojekt bilden

Ziel sei es, mit Hilfe eines noch zu gründenden Trägervereins weitere Kooperationen mit anderen Kräuterregionen zu bilden und sich als Leitprojekt der Metropolregion Hamburg zu etablieren. Und dass die „Kräuterregion“ tatsächlich bundesweit Aufmerksamkeit erregt, zeigen die Besucherzahlen des Kräutertages, die sich mit 5000 Gästen in diesem Jahr sogar verdoppelt haben. „Die Kräuterregion hat sich bundesweit zu einem Kompetenzzentrum für Kräuter entwickelt“, unterstrich in diesem Zusammenhang auch Wolfgang Kleine-Limberg vom zuständigen Planungsbüro „mensch & region“.
„Wir wollen starke Netzwerke bilden und Chancen für den ländlichen Raum nutzen. Denn gerade die strukturschwachen Dörfer auf dem flachen Land müssen sich neue Aufgaben suchen, „das einzelne Dorf ist damit oft überfordert“, betonte der Vertreter des Amtes für Agrarstruktur, Bernd Neumann. „Kleinräumige Regionalentwicklungen haben bessere Marktchancen als einzelne Dörfer“, hob Neumann die Bedeutung der Kräuterregion hervor. Sichtlich überzeugt von der Ernsthaftigkeit, der Kreativität und dem Schaffenswillen der Akteure gab der Landwirtschaftsminister zur Freude der Gastgeber am Ende ein deutliches Signal, dem Projekt „Kräuterregion“ grundsätzlich sehr positiv und wohlwollend gegenüber zu stehen. „Die knappen Ressourcen müssen in diesen finanzknappen Zeiten umso effektiver angelegt werden“, apellierte Ehlen.
Obwohl im kommenden Jahr keine weiteren Gemeinden in die Dorferneuerung aufgenommen werden, sei das Thema „Flurbereinigung“ nicht vom Tisch. Im Klartext: Die „Kräuterregion“ solle die erforderlichen Planungen weiter vorantreiben, um für den Fall der Fälle gut präpariert zu sein. sm/rkz

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