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Bremervörder Zeitung vom 17.01.2013

„Mögen den Worten Taten folgen“

Augustendorf. Der Langenhausener Bürger Hans Kück brachte die Erwartungshaltung der Bürger auf den Punkt: „Denkt auch nach der Wahl an Eure Worte!“ Das hofft auch die „Bürgerinitiative (BI) zum Erhalt unserer Moore“, die am Dienstag unter dem Motto „Wer ist ein Moorschützer?“ die Landtagskandidaten für den Wahlkreis Bremervörde zu einer Podiumsdiskussion nach Augustendorf eingeladen hatte. Über 200 Bürger konnte BI-Sprecherin Kerstin Klabunde (kleines Foto) im Gasthof „Zum Huvenhoop“ begrüßen. Nach der temperamentvollen Debatte appellierte auch Klabunde an die Politiker: „Mögen den Worten Taten folgen!“ Von Thomas Schmidt


Wollen sich für den Moorschutz einsetzen: Die Landtagskandidaten Klaus Bolte (Piratenpartei, von links), Bernd Wölbern (SPD) Marianne Knabbe (Grüne), Moderator Axel Renken, Hendrik Jürgens (FDP), Hans-Heinrich Ehlen (CDU) und Klaus Heinbockel (Linke). Fotos: Schmidt

Denn zumindest in ihren Absichtserklärungen waren sich die Landtagskandidaten Hans-Heinrich Ehlen (CDU), Bernd Wölbern (SPD), Marianne Knabbe (Grüne), Hendrik Jürgens (FDP), Klaus Bolte (Piratenpartei) und Klaus Heinbockel (Linke) einig, den Moorschutz ganz hoch aufzuhängen. In der von Gnarrenburgs Bürgermeister Axel Renken moderierten Diskussion bekräftigten alle Kandidaten, dass sie sich für eine Änderung des Landesraumordnungsprogrammes (LROP) einsetzten, das 2 400 Hektar als Vorranggebiet für den Torfabbau in den Gnarrenburger Moordörfern vorsieht.
„Ich halte den Torfabbau grundsätzlich für einen Anachronismus und bin davon überzeugt, dass dieser aus Klimaschutzgründen soweit und sobald als möglich beendet werden muss. Torf gehört ins Moor und Moor muss nass sein“, ist Wölberns Meinung. Auch Ehlen versprach, alles dafür zu tun, damit die „von Menschenhand erschaffene Kulturlandschaft“, wie sich jetzt darstelle, erhalten bleibt. Dass eine Änderung des LROPs jedoch „ein sehr langwieriger Prozess“ sein werde, ließ Ehlen nicht unerwähnt. Marianne Knabbe von den Grünen betonte, dass sie sich „persönlich und von ganzem Herzen“ für die Änderung des LROP einsetzen werde. Klare Worte auch vom FDP-Kandidaten Hendrik Jürgens: „Ich bin gegen Torfabbau in der Region um Gnarrenburg. Bestehende Felder sollten abgearbeitet werden, danach muss Schluss sein.“ Wie das denn gehen soll, wollte Moderator Renken angesichts des wirtschaftsnahen Kurses der Landes-FDP wissen. Jürgens betonte, dass da wohl „Vorurteile über die FDP“ kursierten. Auch der umweltpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion habe sich erst kürzlich nach einem Besuch in Klenkendorf klar gegen den Torfabbau vor Ort ausgesprochen.
Als energischer Kritiker des Torfabbaus positionierte sich auch Klaus Bolte von der Piratenpartei. Es könne doch nicht angehen, dass Deutschland Entwicklungsländern aus Klimaschutzgründen viel Geld überweise, damit die ihre Regenwälder nicht abholzten und gleichzeitig werde hier vor Ort munter weitere Flächen (Bolte: „Unsere eigenen Ur-Biotope“) zerstört, um billige Blumenerde für ein Wegwerfprodukt herzustellen. Dabei sei doch die Bedeutung der Moore für den Klimaschutz unbestritten. Dies hatte zuvor auch Anette Lilje von der Biologischen Station Osterholz-Scharmbeck in einem Kurzvortrag über die Bedeutung des Moorschutzes deutlich gemacht. Sie wies darauf hin, dass Moore zwar nur drei Prozent der weltweiten Fläche der Erde einnehmen, aber doch 30 Prozent des für das Weltklimas so gefährlichen Kohlendioxids binden. Als vehementer Kritiker des Torfabbaus erwies sich auch Linken-Politiker Klaus Heinbockel, der als Vertreter für die verhinderte Direktkandidatin Tanja Eichfeld fungierte und betonte, dass nicht ein einziger sachlicher Grund für den Einsatz von Torf spreche, sondern nur ökonomischen Interessen.Dass es keinen Grund für den Torfabbau gebe, außer dass damit Geld zu verdienen sei, betonte auch Wölbern, der aber auch für einen differenzierten Blick auf die Torfwirtschaft warb und für ein „sozialverträgliches Auslaufen des Torfabbaus“ mit Blick auf die Arbeitsplätze plädierte.
Die Politikerin und die Politiker auf dem Podium sprachen sich dafür aus, das von der BI und der Gemeinde Gnarrenburg geforderte Gebietsentwicklungskonzept mit dem Ziel zu unterstützen, den ländlichen Raum in der Teufelsmoorregion als Lebens-, Arbeits-, Erholungs- und Naturraum voranzubringen.
Ehlen plädierte überdies dafür, alle Bestrebungen der Torfindustrie zu unterstützen, auf Torfersatzstoffe auszuweichen. Ein noch einfacheres, wenn auch für viele Grundstückseigentümer schmerzliches Rezept hatte Ehlen überdies parat, als er an die Bürger appellierte, einfach ihre Grundstücke nicht an das neue Torfwerk Sandbostel zu verkaufen, deren Vertreter die Diskussion im Gasthof „Zum Huvenhoop“ gespannt verfolgten. Ehlens Appell: „Nicht verkaufen ist der beste Moorschutz!“

1 400 Unterschriften

Unterdessen wächst der Widerstand gegen die Pläne des Torfwerks Sandbostel weiter: In einer Unterschriftensammlung haben sich bereits 1 400 Bürger gegen den weiteren Torfabbau in der Gemeinde ausgesprochen.
Eher komme ich auf den Mond als in den Landtag.

Linken-Kandidat Klaus Heinbockel im Südkreis, der die Nordkreis-Kandidatin Tanja Eichfeld vertrat


Der Langenhausener Bürger Hans Kück meldete sich zu Wort und ermahnte die Politiker, nach der Wahl ihre Versprechungen einzuhalten.

 

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