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Bremervörder Zeitung vom 14. Oktober 2011

Eine Reise durch den Landkreis

Hans-Heinrich Ehlen hält Vortrag bei den Landfrauen – Dr. Hartmut Schröder stellt Projekt „Bauernhof-Klassenzimmer“ vor

- VON CARMEN MONSEES –

ISELERSHEIM:  Die erste Versammlung der Landfrauen des Altkreises Bremervörde im Winterhalbjahr hat am Dienstag mit einer Premiere aufgewartet: Sie fand erstmals in Iselersheim statt. Die Vorsitzende Margret Börger konnte im Gasthof Pülsch nahezu 150 Frauen begrüßen.
Einen informativen Vortrag zum Thema „Rotenburg – unser Landkreis aktuell“ sahen Mitglieder und Vorstand mit Freude entgegen. Als Referent des Abends war Hans-Heinrich Ehlen (CDU), Mitglied des niedersächsischen Landtages,  zu Gast.
Margret Börger begrüßte zudem den Geschäftsführer des Kreislandvolkverbandes, Dr. Hartmut Schröder. Für den Förderverein „BAUernhof Erlebniswelt (BAUER) gab dieser Einblicke in das Projekt „Bauernhof-Klassenzimmer“ in Langenhausen auf dem  Milchhof von Bernd  Kück.
Zur Erkundung eines landwirtschaftlichen Betriebes lädt der  Verein BAUER Kindergärten, Schulklassen und Erwachsenengruppen ein. „Im Bauernhofklassenzimmer steht ganzjährig geschultes pädagogisches Fachpersonal. Lerngruppen bearbeiten mit allen Sinnen Aufgaben an vorbereiteten Stationen. Kinder und Schüler erleben und begreifen somit die Nahrungsmittelerzeugung hautnah“, so Schröder. Mit dem Projekt „Bauernhof-Klassenzimmer“ möchte der Verein BAUER die Lebensmittelherstellung von der Erzeugung über die Verarbeitung bis auf den Tisch leicht verständlich und transparent darstellen. „Ebenso werden Kindern und Schülern Grundlagen für ökologische Zusammenhänge vermittelt“, ergänzte Schröder.
Das Projekt werde sehr gut angenommen. „Derzeit besuchen rund 50 Schulklassen pro Jahr das Bauernhof-Klassenzimmer“, berichtete Schröder. Während der „Tag des offenen Hofes“ einen Sympathiewert für die Landwirtschaft bringe, schaffe das „Bauernhof-Klassenzimmer“ reelle Informationen und habe den enormen Effekt, dass Kinder direkt mit landwirtschaftlichen Themen arbeiten.
In Anschluss folgte der Vortrag von Hans-Heinrich Ehlen über die aktuelle Wirtschaft im Landkreis Rotenburg.
Ehlen wisse, wovon er spricht, denn „er ist selbst gelernter Landwirt, mit 45 Jahren ist er in den Landtag gekommen und seit 1994 direkt gewähltes Mitglied im niedersächsisches Mitglied im niedersächsischen Landtag“ stellte Margret Börger den Referenten des Abends vor.
Mitten im Herzen des Elbe-Weser-Dreiecks liegend, sei der Landkreis Rotenburg in der Tat ländlich landwirtschaftlich geprägt, begann Ehlen seinen Vortrag. Von Landwirten werde eine Fläche von 127.000 Hektar bewirtschaftet.
Von den 2.200 landwirtschaftlichen Betrieben seien mit einer Zahl von 770 rund 35  Prozent der Betriebe im Vollerwerb  und lebten direkt von der Landbewirtschaftung, Viehhaltung und neuerdings auch von der Energieproduktion. Die Durchschnittsbetriebsgröße betrage 80 Hektar. „Schaut man sich Betriebe dieser Größenordnung in ihrer Entwicklung an, stellt man fest, dass diese Betriebe eigentlich nicht mehr wachsen, sondern eine Tendenz in Richtung „aufhören“ zeigen“, berichtete Ehlen. Wachsen würden Betriebe ab einer Betriebsgröße von 100 Hektar. Das bedeute, dass die Wachstumsschwelle bei 100 Hektar liege und diese zudem noch kontinuierlich  steige. Das bedeute auch, dass sich die Zahl der Betriebe verringere. Hochrechnungen der Zahl der Berufsanfänger belegen, dass es in 25 Jahren nur noch knapp die Hälfte der Betriebe gebe.
„Die Viehhaltung im Landkreis ist sehr ausgeprägt. Auf 164.000 Bewohner im Landkreis kommen 190.000 Stück Rindvieh und 380.000 Schweine in Relation“, bilanzierte Ehlen. In Niedersachsen sei die Agrar- und Ernährungswirtschaft eines der Standbeine für die gesamte Wirtschaft und in Bezug auf die Landkreise läge der Landkreis Rotenburg damit weit vorn. Das gelte auch für die Energieproduktion: „Neben den Landwirten haben auch andere mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen den Schritt in die Energie gewagt“, so Ehlen. Der Ex-Landwirtschaftsminister hielt hierzu statistische Zahlen bereit: 90 Biogasanlagen seien zu Beginn des Jahres im Betrieb gewesen und 35 in der Genehmigung. Es sei davon auszugehen, dass sich die Zahl bis zum Jahresende auf 125 Biosgasanlagen erhöhe. „Letztendlich weiß man nicht, wo die Reise hingeht, ob das schon das Ende ist oder ob es noch weitere Entwicklungen geben wird.“ Der allgemeinen Wirtschaft im Landkreis Rotenburg bescheinigte Ehlen eine gute konjunkturelle Lage. Die Arbeitslosigkeit läge knapp unter vier Prozent, was der Lage zwischen den Ballungszentren Brem und Hamburg zuzusprechen sei.
Eine besondere Herausforderung stelle die Bevölkerungs-Prognose bis zum Jahr 2025 dar. Der demographische Wandel besagt: „Wir werden weniger“, so der Landesminister a.D.. Auch hier müsse man sehen, dass man  sich zukunftsfähig aufstelle. Letztendlich müsse man auch mit einer älter werdenden Gesellschaft fertig werden.
Die Reise durch den Landkreis mit dem ehemaligen Minister Hans-Heinrich Ehlen bereitete den Landfrauen sichtlich Freude. Für beide Referenten gab es kulinarische Präsente aus Eigenherstellung der Landfrauen.


Gelungener Vortrag: Vorsitzende Margret Börger bedankte sich bei Hans-Heinrich Ehlen für die "Reise durch den Landkreis Rotenburg". (Foto: Monsees)

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