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Kolumne für die Bremervörder Zeitung am 13. September 2003

Kolumne September

Liebe Leserinnen und Leser,

„Fakten, Fakten, Fakten- und den Leser nicht vergessen“, damit wirbt eine große deutsche Wochenzeitschrift und hat damit offensichtlich einen guten Erfolg, die Auflagenstärke belegt es. Beim ersten hinsehen, kann man dieser Auffassung auch zustimmen und es trifft den rationellen Kern in unserem Inneren recht gut, wenn wir uns am ersten Teil, den Fakten orientieren. Wenn ich aber in der täglichen Arbeit in der Landespolitik diese These nach ganz vorne stellen würde, bekäme ich mit meinem politischen Selbstverständnis schnell in einen Widerspruch, da der Mensch (Leser) der eigentliche Pol ist, um den sich alles drehen soll. Es gilt abzuwägen, wie viele der harten Fakten und Handlungsmöglichkeiten ein- und umzusetzen sind, um unser Niedersachsen zukunftsfähig zu machen. Es gilt den Punkt zu finden, den die Gesellschaft noch verkraften kann, sie aber auch nicht lähmt. Zulange ist ausgeblendet worden, das Schulden für konsumtive Ausgaben nicht gemacht werden dürfen und was noch wichtiger ist, dass man Schulden auch möglichst schnell wieder zurück bezahlen muss. Viele Begehrlichkeiten werden auch aus dem Landkreis Rotenburg an mich heran getragen, bei denen nach den Fakten gefragt werden muss. So wird in verschiedenen Arbeitskreisen über den Schienengebundenen Personennahverkehr und dessen Reaktivierung diskutiert. Sicherlich ist es eine Ebene, die den Charme hat, das Umweltschlagwort „Weg von der Strasse, hin zur Schiene“ neu zu beleben. Realistisch (leicht ironisch) gesehen, träumen wir dann aber wohl in „vollen Zügen“. Vor etwa dreißig Jahren wurden viele Personennahverkehrsstrecken eingestellt, weil es keine Rentabilität mehr gab. Die Preiswürdigkeit und der fehlende Service im Angebot von Verkehrsverbünden, sowie der Trend hin zum Individualverkehr mit dem PKW, ließen der Schiene damals keine Chance. Ich habe diese Diskussion als Kind miterlebt und muss ehrlich sagen, dass ich nicht glaube, dass sich die Verhältnisse bis heute wieder umgekehrt haben. Bis auf ganz wenige Ausnahmen, sind so gut wie alle Reaktivierungsversuche in Niedersachsen nicht gelungen und anschließend mit hohen Verlusten wieder abgebrochen worden. Unser Land kann es sich nicht leisten, diese Versuche zu unternehmen, wenn die Bevölkerung das Angebot nicht annimmt. Bloß als Nostalgiebahn und für touristische Zwecke, ist es schwer eine Wirtschaftlichkeit darzustellen, denn Aufwand und Ertrag stehen in keinem vertretbaren Verhältnis.

Auch die Güterverkehre haben sich andere Wege gesucht, weil die Waren im LKW- Transport zweimal weniger umgeschlagen werden müssen und sie den Bestimmungsort direkt anfahren und die Lager und Silos direkt befüllen können. Mein Ministerkollege für das Segment Verkehr, Herr Minister Walter Hirche, hat hierzu deshalb auch sehr klare Aussagen gemacht, die auf eben diesen Fakten beruhen. Ich freue mich, dass viele Gedanken an mich heran getragen werden damit ich sie weiter fördere und befördere. Dieses ist aber nur von Erfolg gekrönt, wenn eine Sache auch wirtschaftlich ist. Wenn die Bevölkerung voll mit ziehen und auch den erforderlichen Preis bereit zu zahlen wäre, würde es sicher kein Problem sein, auch private Investoren für solche Projekte zu finden.

Ich wünsche uns allen ein erholsames Wochenende

Hans- Heinrich Ehlen MdL
Minister für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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