Hans-Heinrich Ehlen

ehem. MdL & Landesminister a.D.

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Zevener Zeitung vom 14.03.2017

Abgesang auf Mais als Anlagenfutter

Das Interview: Hans-Heinrich Ehlen zur Zukunft der Bioenergieproduktion

Hans-Heinrich Ehlen ist Schirmherr der Bioenergieinitiative im Landkreis, die seit 2007 besteht. Ehlen war einer der Initiatoren. Ziel der Initiative ist es, Nutzungsmöglichkeiten für Biogasanlagen aufzuzeigen. Das Gespräch mit ihm führte Bernhard Jung.

Vor zehn Jahren wurde die Innovations- und Kooperationsinitiative gegründet. Wie ist es dazu gekommen? Ich war zu der Zeit auf Landesebene als Minister in der Verantwortung und habe versucht, die Erfahrungen im eigenen Wahlkreis zu bündeln und in die Praxis umzusetzen. Die Initiative zur Kooperation ist zusammen mit dem Landrat entstanden. Frau Jungemann ist sofort eingestiegen und hat die Kooperation mit Leben erfüllt.

Was sind die Ziele dieser Kooperation? Es ist ein Treffpunkt zum Erfahrungsaustausch und soll Keimzelle für neue Innovationen in der Ebene der Bioenergie sein.

Gibt es so etwas nur im Kreis Rotenburg? In dieser Art, mit Unterstützung des Landkreises, sind mir keine weiteren Verbünde bekannt. Einfache Arbeitskreise, zum Beispiel der Landberatung, der Landwirtschaftskammer und des Fachverbandes Biogas, gibt es mehrere in Niedersachsen.

Konnten einige Projekte schon in die Praxis umgesetzt werden? Das Beispiel, Mais durch Zuckerrüben zu ersetzen, vermehrter Einsatz von Reststoffen und effektives Einspeisemanagement wären hier zu nennen.

Sind Biogasanlagen ohne Preisgarantien, also ohne Subventionen, nicht rentabel zu betreiben? Was empfehlen Sie den Betreibern? Es ist eine alte Regel, wenn der Output sinkt, muss der Input auch sinken, sonst bleibt nichts an Ertrag über. Das heißt, der Input muss preisgünstiger werden, eventuell muss man sich vom teuren Mais auf Dauer verabschieden. Die Nutzung der Abwärme bietet sich für viele Anlagenbetreiber als weiteres Standbein an.

Die Nutzung von Mais als Energierohstoff ist ja nicht unumstritten. Kann der Maisanbau ohne Einbußen für Landwirte reduziert werden? Zum einen ist es der gesellschaftliche Druck auf die Maismonokultur mit Nitratproblematik und Schwund der Artenvielfalt, zum anderen sollten als Futter für Biogasanlagen Stoffe genommen werden, die nicht oder weniger mit Futter- oder Lebensmitteln konkurrieren.

Nordniedersachsen produziert mehr Strom, als verbraucht wird. Die Netze sind zeitweise überlastet. Anlagen müssen schon mal abgeschaltet werden. Trotzdem ist der Strompreis so hoch wie nie. Das versteht der Bürger nicht. Sicher ist es ein Kritikpunkt, den wir ernst nehmen müssen. Wenn aber der Atomausstieg wirklich gewollt ist, müssen Alternativen wie die erneuerbare Energie die entstehenden Lücken füllen. Biogas, Sonne und Wind haben nun mal ihren Preis. Das Überangebot im Norden muss mit leistungsfähigen Leitungen in die Verbrauchsregionen im Süden transportiert werden. Die nötigen Stromtrassen sind ja in der Planung – wie „Suedlink“.

Vor allem China arbeitet massiv am Aufbau alternativer Energien. Das Land ist daher an neuen Technologien interessiert. Gäbe es da nicht Möglichkeiten einer Kooperation in Form von Beteiligungen und Investitionen? Sicher ist China ein interessanter Markt, der Energiebedarf steigt enorm und die herkömmlichen Kohlekraftwerke kommen nicht hinterher. Die Luftverschmutzung ist nirgends so stark wie in China. Eine Zusammenarbeit wäre sicher gut und die Erschließung des Marktes für unsere Technik ein großer Vorteil. Als kritischer Punkt sind hier sicher die Lohnkosten nicht zu unterschätzen, die uns in Europa Probleme bringen könnten, siehe Photovoltaik.



Hans-Heinrich Ehlen, Schirmherr der Initiative (Foto: Jung)

 

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