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Zevener Zeitung vom 5.5.12 Inklusion ist Akzeptanz von VielfaltProfessor Dr. Rolf Werning referiert über gemeinsame Beschulung Behinderter und NichtbehinderterZEVEN. Nach der Ratifizierung des Artikels 24 der UN-Behindertenkonvention geistert das Wort „Inklusion“ wie ein Gespenst durch die Republik. Eltern sind verunsichert, Pädagogen und Schulleiter befürchten Schlimmstes für ihre Schulen. Dabei ist Inklusion, laut Professor Dr. Rolf Werning vom Institut für Sonderpädagogik an der Leibnitz Universität Hannover, nichts anderes als die Minimierung von Diskriminierung in Schule und Gesellschaft. Der Fachausschuss Bildung des CDU-Kreisverbandes hatte den Experten für inklusive Beschulung eingeladen, um Eltern, Lehrkräften, aber auch Schulträgern und anderen Interessierten die Möglichkeit zu geben, sich näher mit der Thematik zu befassen. Und die Materie birgt tatsächlich jede Menge Sprengstoff, denn viele Eltern trauen dem inklusiven Ansatz nicht, haben Angst, dass ihre Kinder schlechter und weniger lernen, wenn sie gemeinsam mit behinderten Schülern unterrichtet werden Und auch viele Lehrer sehen den Beginn der inklusiven Beschulung vom nächsten Jahr an für die ersten Klassen der Grundschulen und die fünften Klassen der weiterführenden Schulen eher skeptisch und befürchten, von Schülern mit erhöhtem sonderpädagogischen Förderbedarf, die dann an Regelschulen unterrichtet werden, überfordert zu werden. Doch was bedeutet Inklusion? „Inklusion ist weit mehr als nur die gemeinsame Beschulung von Kindern mit und ohne Behinderungen, es geht vielmehr um die Minimierung von Diskriminierung in Schule und Gesellschaft, um Akzeptanz und Wertschätzung von Unterschieden“, führte Professor Werning in seinem sehr engagierten Vortrag aus. „Dabei wird nicht darauf gesetzt, dass alle Schüler den gleichen Level erreichen, sondern dass die Leistungsentwicklung aller Kinder gefördert wird.“ Diesen Ansatz in das deutsche Schulsystem zu übertragen, das massiv auf die Trennung von schwachen und starken Schülern setzt, dürfte laut dem Experten allerdings schwierig werden. „Dabei profitierten die meisten Schüler leistungsmäßig und sozial gemischten Gruppen; Homogenisieren hat nur wenige Vorteile.“ Doch man könne den Schulen die Inklusion nicht einfach überstülpen, denn dies müsse intelligent geschehen, durch reflektiert zusammen gesetzte Lerngruppen unter Berücksichtigung der einzelnen Stärken und Ressourcen und einer gesunden Mischung aus starken und schwachen Schülern.
Doch einen Tipp hatte er noch parat: Lehrkräfte müssen anders unterrichten – und zwar in Form einer kollegialen Kooperation in Teams, um die Entwicklung der Schüler zu verbessern. Das wäre dann ein erster wichtiger Schritt in Richtung inklusiver Beschulung, die bis zu ihrer Vollendung sicherlich noch viel Zeit benötigen wird. (fh)
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