Aktuelles aus der Region

zurück

Zevener Zeitung vom 23. September 2008

Heeslinger Erntefest mit „Ministerwetter“

Prächtige Erntewagen, Musik, Tanz und Gesang am Heimathaus


Die Weertzener Erntewagenbauer aus der Bahnhofstraße mit ihrem Melkhuus             (Foto: gh.)


Feststellung: "Biet Tanken kommt wi bloß inne braß, unse Peerd dat freed bloß Gras." (Beim Tanken werden wir bloß wütend, unsere Pferde fressen bloß Gras.)


Charmant und herzlich: Willkommen auf dem Heeslinger Erntefest.


Spaß für Groß und Klein.


Die "Kinnerdanzers" begeisterten mit fröhlichen Tänzen unter freiem Himmel.


Vergnügen statt verwirren: Volle Konzentration beim Erntekronentanz der "Börd Heeßler Danzers".

Fotos: Meyerdierks

Heeslingen (gh). Die Erntedankfest-Ausrichter an diesem Wochenende vor dem Herbstanfang hatten einen Verbündeten für gutes Gelingen auf ihrer Seite: das Wetter. So auch in Heeslingen, wo strahlender Sonnenschein den Festumzug durch die liebevoll geschmückten Straßen des Ortes begleitete. Das Heeslinger Erntedankfest erwies sich wieder als Publikumsmagnet. Hunderte säumten die Umzugsstrecke, die Kinder fingen den Bonbonregen auf und unter den alten Eichen am Heimathaus gab es keine freien Plätze mehr.

Angeführt von den Mitgliedern der Heeslinger Landjugend rollten die zum Teil prachtvollen Erntewagen durch den Ort. Themenwagen zum Zeitgeschehen wie Milchlieferstopp und Energiekosten wechselten mit aufwändig und in mühevoller Kleinarbeit dekorierten Gefährten. Alle Jahre Wieder mit dabei ist der knallrote Hanomag mit Familie Harms auf dem Leiterwagen und der grasgrüne Deutz mit den Feuerwehr-Oldies und ihrer alten Handdruckspritze.
Die Bewohner der Weertzener Bahnhofstraße hatten sich eines ganz aktuellen Themas angenommen, sie hatten eines der beliebten Melkhüs nachgebaut. Gern gesehene Gäste in Heeslingen sind die fleißigen Anderlinger Erntewagenbauer, der als Sieger prämierte Wagen war der vom Mittwochsclub in Ottensen mit einem wunderschönen Miniatur-Garten.
Der Spielmannszug Weertzen sorgte für die musikalische Umrahmung und eröffnete den Festnachmittag am Heimathaus. Der neue Vorsitzende der Landjugend, Sven Vollmers aus Freyersen, brachte sein Lampenfieber gut unter Kontrolle und moderierte locker durch das Programm. Die „Börd Heesler Kinnerdanzers“ unter der Leitung von Marion Schneider gefielen mit ihrer Freude an Musik und Bewegung. Die „großen“ Tänzerinnen und Tänzer übernahmen den Bändertanz. An sich sind Erna und Johann Klindworth und ihre Trachtentänzer eine lustige Truppe. Nicht so am Sonntag, nachdem die Sprecherin den schmerzlichen Verlust einer Tanzfreundin bekannt gab: „Wir tanzen für Angelika“.
Grußworte entbot Bürgermeister Gerhard Holsten, der Dank und Anerkennung sowohl für die jungen Leute in der Landjugend als auch für die Einwohner und ihre phantasievolle Dekoration parat hatte. Das schöne Wetter nannte er in Richtung Hans-Heinrich Ehlen „Ministerwetter“, in Anlehnung an die alte Bezeichnung „Kaiserwetter“, die zu Kaiser Wilhelms Zeiten entstand, als dieser nur bei schönem Wetter Freiluftveranstaltungen zu besuchen pflegte.
Pastor Vieweger berichtete in seiner Andacht von einem Besuch in Südafrika, wo ein Farmerchristliches Tun mit einem Kartoffelacker verglichen hatte. Nicht das, was auf den ersten Blick zu sehen ist, sei das Wertvolle, sondern das, was im Verborgenen zu finden sei.
Niedersachsens Landwirtschaftsminister Ehlen nahm die Zuhörer mit auf einen Ausflug in seine Landjugend-Zeit, als er häufig zu hören bekam: „Ihr Bauern seid ja bloß Subventionsempfänger“. In der Tat hätten etliche Berufkollegen das Handtuch geworfen. Zur Ernte 2008, die ertragreich geworden ist, hatte der Minister Zahlen parat: 89 Dezi-Tonnen Winterweizen sind durchschnittlich pro Hektar geerntet worden. In weniger als 50 Jahren hätten die Landwirte ihre Erträge verdoppelt. Und das sei auch nötig, denn die Weltbevölkerung wachse ständig, und diejenigen, die mal „mit einer Handvoll Reis“ zufrieden waren, wollten nun an der Fülle der zur Verfügung stehenden Nahrungsmittel teilhaben.

zurück