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Zevener Zeitung vom 19. August 2005

Und „keiner hat’s gemerkt“

Unterrichtsversorgung im Kreis steigt - Regierung weiter klamm -
Bezirksregierung schon vergessen

Gyhum-Sick (tk). Um die erste Hälfte der Wahlperiode zu bilanzieren, hatten Landwirt-schaftsminister Hans-Heinrich Ehlen und die Landtagsabgeordnete Mechthild Ross-Luttmann am Mittwoch in den Niedersachsenhof geladen. Fazit: Mit der Unterrichtsver-sorgung geht es bergauf und das Geld bleibt knapp.

Möglicherweise ist die für Fachleute überraschend gestiegene Bereitschaft von Schülern, sich mit Cesars „de bellum gallicum“ zu befassen, darauf zurückzuführen, dass ein Deutscher als Papst gewählt wurde. Die Gymnasiasten wären dann womöglich in der Lage zu verstehen, was das Kirchenoberhaupt predigt, wenn er sich der lateinischen Sprache bedient.
Ohne über die Gründe zu sprechen, stellten Niedersachsens Minister für den ländlichen Raum, Hans-Heinrich Ehlen, und seine Parteifreundin im Landtag, Mechthild Ross-Luttmann, am Mittwochnachmittag fest, dass es bei steigender Unterrichtsversorgung im Landkreis weiterhin Probleme geben werde, allen Interessenten die lateinische Sprache nahe zu bringen.
„Lateinlehrer sind am Markt kaum zu bekommen“, ließ Ehlen die zum Pressegespräch versammelten Medienvertreter wissen. Es sei nicht abzusehen gewesen, dass Latein eine derartige Renaissance erleben werde, ergänzte Mechthild Ross-Luttmann. Gleichwohl versuche die Landesregierung, den Engpass damit zu beseitigen, dass Pädagogen aus anderen Bundesländern abgeworben und Seiteneinsteiger eingestellt werden.
Abgesehen davon hatten die beiden CDU-Politiker Positives für Eltern und Schüler zu vermelden: Alle 33 Ende des zurückliegenden Schuljahres vakanten Lehrerstellen können nunmehr besetzt werden. Zu dem seien fünf weitere Stellen aus der Reserve in den Landkreis gegeben worden.
Im einzelnen heißt das: Die Grundschulen Klostergang und Scheeßeler Straße in Zeven sowie die Grundschule Heeslingen bekommen mit Schuljahresbeginn je eine neue Lehrkraft, zwei Pädagogen werden dass Kollegium des St.-Viti-Gymnasiums verstärken (allerdings kein „Papstversteher“ darunter), ein Lehrer stößt zur Gauß-Hauptschule und vier Lehrkräfte stoßen zur Gauß-Realschule. Die KGS Tarmstedt erhält vier neue Pädagogen – allesamt Gymnasiallehrer. In diesem Zusammenhang ergänzte der Minister, dass die Schulleiterstelle an der KGS entweder in der kommenden Woche oder am 1. September besetzt werde – sofern kein Widerspruch von Mitbewerbern eingelegt wird.
Folglich werde sich die Unterrichtsversorgung kreisweit im kommenden Schuljahr deutlich verbessern. Der Landkreis werde auf Landesebene ins Mittelfeld vorrücken, kündigt Ehlen an. Mit Ausnahme der KGS werde die Unterrichtsversorgung im Verbreitungsgebiet der ZZ voraussichtlich den vorgegebenen Wert erreichen, meint der Minister. Unter Durchschnitt dürfte sie an zwei Schulen in der Stadt Rotenburg bleiben.
Im Rahmen seiner „Halbzeitbilanz“ ging Ehlen auf die finanzielle Situation des Landes ein. Das jährliche Sparziel sei jeweils erreicht worden, dennoch sei angesichts von erheblichen Einnahmeausfällen auch weiterhin strenge Haushaltsdisziplin gefragt. Die Nettoneuverschuldung werde auch im kommenden Jahr wiederum 350 Millionen Euro reduziert, kündigte er an.
Angesichts knapper Kassen will Ehlen in seinem Etat zuförderst die Kofinanzierung von Fördermaßnahmen sicherstellen. Das komme allerdings einem „Fischen im Trüben“ gleich, erläuterte er, denn die EU befinde sich nach dem Scheitern des verfassungsgebenden Prozesses in Turbulenzen. Englands Regierungschef Tony Blair habe in seiner Funktionen als Ratsvorsitzender vor, bei der Landwirtschaft den Rotstift anzusetzen. Im schlimmsten Fall drohe eine Halbierung von Fördermitteln für den ländlichen Raum ab dem Jahr 2007.
Gleichwohl halte die niedersächsische Landesregierung daran fest, Programme wie die Dorferneuerung und die Flurneuordnung fortzuführen. Wichtig sei, führte Ehlen aus, dass die Genehmigungsbehörden des Landes stets fertige Pläne in den Schubladen liegen haben, um gegebenenfalls Fördermittel aus anderen Regionen einzuwerben.
Abschließend stellt der Minister fest, dass das befürchtete Chaos nach Auflösung der Bezirksregierungen ausgeblieben sei – im Gegenteil: „Keiner hat’s gemerkt“. Die Entfesselung von Behörden und Mitarbeitern, so seine Erfahrung, führe dazu, dass Eigendynamik entstehen. Das komme Bürgern und Regierung gleichermaßen zugute.

Hatten frohe Kunde zu verbreiten: Minister Hans-Heinrich Ehlen und Mechthild Ross-Luttmann.
(Foto: tk)

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