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Rotenburger Kreiszeitung vom 11.07.2014

„Können nicht billig, können nur gut“

Agrarpolitiker des Landes besuchen KÖN / Schlusslicht bei Öko-Flächen

Visselhövede. Bio-Lebensmittel sind nicht nur buchstäblich immer in aller Munde, sondern sie stehen bei vielen Landespolitikern im Kühlschrank und auch auf dem Papier. So informierte sich der Landwirtschaftsausschuss des Niedersächsischen Landtags im Visselhöveder Kompetenzzentrum Ökolandbau (KÖN) über die aktuellen Strukturen und Entwicklungen der niedersächsischen ökologischen Landwirtschaft.

Harald Gabriel, Vorstand der Landesvereinigung Ökolandbau Niedersachsen (LÖN), und KÖN-Geschäftsführerin Carolin Grieshop erläuterten den Landespolitikern neue Zahlen und Fakten und stellten sich den Fragen des Ausschusses. Hinter dem Treffen stand die Frage nach den Möglichkeiten, den Ökologischen Landbau in Niedersachsen weiterzuentwickeln. „Wir müssen die vorhandenen Wertschöpfungspotenziale nutzen, um den Öko-Anteil in Niedersachsen zu erhöhen. Für konsequente Produkte bestehen weiter gute Marktaussichten“, lautete der Tenor Harald Gabriels. „Der ökologische Landbau bietet ein schlüssiges Gesamtsystem und gibt Antworten für die Herausforderungen der Zukunft. Statt weiterer Intensivierung mit hohem Pestizid-, Dünger und Antibiotikaeinsatz, sind ökologisch optimierte Systeme erforderlich.“
Allerdings klaffe die Schere zwischen dem wachsenden Bio-Markt-Anteil und dem Anteil hiesiger Erzeugung zunehmend auseinander. Niedersachsen bilde mit seinem Öko-Flächen-Anteil das Schlusslicht in Deutschland. Gabriel: „Die Nachfrage wächst schneller als das einheimische Angebot. Herausforderungen für die Bio-Branche sind hohe Pachtpreise, geringe Ausgleichszahlungen für die Mehrleistungen der Bio-Betriebe und ein beständiger Preisdruck.“
Gerade mit Blick auf viel Angebote in den Discountern gab Gabriel den Politikern mit auf den Weg: „Wir Biobetriebe können nicht billig, wir können nur gut.“
Impulse für eine positive Marktentwicklung könnten durch den Ausbau eines qualifizierten Handels, einer Direktvermarktung, den Einsatz regionaler statt importierter Ware und den Ausbau von Wertschöpfungsketten gegeben werden, so Gabriel, der auch eine Integration des Ökolandbaus in die Ausbildungen forderte. Ebenso lägen Potenziale in den Bereichen Forschung und Bildung.
Die geplante Total-Revision der EU-Öko-Verordnung lehnten die Vertreter des Ökolandbaus ab. „Eine vollständige Überarbeitung der EU-Öko-Verordnung steht einer qualitativen Ausweitung  des Ökolandbaus im Weg. Es braucht vielmehr eine prozessorientierte Weiterentwicklung des Bestehenden. Auch die Übergangsregelungen müssen weiterhin gelten. Ökolandbau muss in allen geographischen Regionen der EU möglich sein“, brachte Harald Gabriel die Einwände auf den Punkt.
Begonnen hatte das Treffen mit dem Betriebsbesuch des Bioland Betriebs Oesenhof in Riepe. Bei einem Rundgang sammelten die Agrarpolitiker eigene Eindrücke über einen praktizierenden Gemischtbetrieb, dessen Schwerpunkte Ackerbau, Grünlandbewirtschaftung, Mutterkuh- und Schweinehaltung sind. (jw)


Landespolitiker mit KÖN-Chefin Carolin Grieshop (r.) und Harald Gabriel vom LÖN-Vorstand (vorn Mitte) und oben rechts Ausschussmitglied Heiner Ehlen.

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