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Kolumne in der Bremervörder Zeitung am 23.08.2014

Wolfsrisse: Landwirte nicht mit Schäden allein lassen

Liebe Leserinnen und Leser,

wie wir am Dienstag in der Bremervörder Zeitung lesen konnten, ist der Wolf zu uns zurückgekehrt, nachdem er in Deutschland seit 1850 für mehrere Generationen bei uns verschwunden war. Eigentlich eine gute Entwicklung, wenn angestammte Tiere in ihren alten Lebensraum wieder besiedeln und für sich als in Ordnung befinden.
Zeigt es doch, dass das Umfeld nicht so schlecht ist, wie es uns von einigen Berufsbedenkenträgern suggeriert wird.

Der zu beobachtende schnelle Vormarsch der Wölfe von Ost nach West, aus Westpolen nach den Niederlanden oder zur Nordseeküste, ist ein spannender Vorgang.
Erst sind es Einzeltiere, die in langen Märschen von bis zu 70 Kilometer pro Nacht neue Reviere erkunden. Später gründen sie dann zusammen mit Partnern ein neues Rudel. Aktuell sind in Deutschland insgesamt 34 Wolfsrudel oder -paare und vier sesshafte Einzelwölfe bestätigt.

Während in Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt die Population schon sehr stabil ist, sind die Regionen in Niedersachsen vielfach noch Neuland. Für die Wölfe, aber auch für uns Menschen. Der Wolf ist derzeit kein jagdbares Wild und untersteht damit dem Naturschutz-recht, in der EU-FFH-Richtlinie im Anhang 4.

Die vom Wolf angerichteten oder künftig befürchteten Schäden, sind deshalb kein Wild-schaden im herkömmlichen Sinne, sondern über das Naturschutzrecht zu erstatten beziehungsweise abzuwickeln.

Sicher ist der böse Wolf aus dem Märchen von „Rotkäppchen“ oder dem „Wolf und den sieben Geißlein“ eine sehr überzogene Darstellung. Es ist aber nach wie vor so, dass Wölfe zu den Raubtieren gehören, die sich in Wald, Feld und Flur von Schalenwild, wie Reh, Hirsch und Wildschwein ernähren. Wenn diese nicht vorhanden sind, sich auch an Rinder, Fohlen und Schafe heranmachen und sie töten.

Dabei ist die Beute bei den landwirtschaftlichen Nutztieren oft sehr viel leichter und ertragreicher, weil die Tiere die Gefahren in der freien Wildbahn nicht so kennen, wie die Wildtiere.
Auch Landwirte und Tierhalter freuen sich über die Heimkehr des Wolfes, nur können sie nicht allein die Last der gerissenen Nutztiere aus ihrem eigenen Portemonnaie bezahlen. Hier ist die ganze Gesellschaft gefordert, den Schaden zu begleichen. Es kann nicht sein, dass einzelne Landwirte, Jäger und Hobbytierhalte (auch Hunde- und Schafhalter) mit dem Schaden allein gelassen werden.

Probleme gibt es derzeit schon in Teilen Ostniedersachsens, in den dortigen Wolfsgebieten, die Jagden zu verpachten. Die Jagdstrecken sind durch Wolfsrisse so stark reduziert und eingebrochen, das Jäger reihenweise aus den Verträgen aussteigen wollen. Ein Wolfsrudel, meist vier bis sechs Tiere, benötigt pro Tag ein Jungtier als Nahrung und das an 365
Tagen im Jahr.

Ein schönes Wochenende
wünscht
IHR HANS-HEINRICH EHLEN

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