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Bremervörder Anzeiger vom 3.7.2012

“Den Teufel tun, zu versprechen”

Von: Aranka Szabo

Auf Einladung von des CDU-Landtagsabgeordneten Heiner Ehlen und des Gnarrenburger CDU-Gemeindeverbandes besuchte der niedersächsische CDU-Generalsekretär Ulf Thiele Kuhstedt.

Bremervörde: In einer Gesprächsrunde zum Thema „Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz“ informierte er sich vorrangig bei Parteikollegen über Naturschutzprojekte im Landkreis. Dabei machte er Landwirten wenig Hoffnung auf eine landwirtschaftliche Wiederverwendung abgetorfter Flächen, und auch dem starken Maisanbau erteilte er eine Abfuhr.

Der Glinstedter Ortsbürgermeister Detlef Cordes berichtete über das örtliche Projekt, von Landwirten zu viel bewirtschaftete Flächen an den Wegeseiten-rändern in Blühstreifen zu wandeln. Ulf Thiele gab zu dem „Spannungsbogen“, den die Aktion bei manchen Landwirten zunächst einmal ausgelöst habe, ein klares Statement ab und warb um Geduld: „Erst einmal muss man verdauen, dass man Eigentum nutzt, das einem nicht gehört.“ Dann folge die Akzeptanz. Er warb für eine optische Grenze, wie eine Wallhecke, die es gerade Lohnunternehmern erleichtere, die Grundstücksgrenzen zu erkennen.

Der Rhadereistedter Dr. Marco Mohrmann berichtete über einige Umweltschutzprojekte des Landkreises, darunter die Aktion Blühstreifen, die nicht mit der Landvolkinitiative „Bunte Felder“ zu verwechseln ist, und „Heckenpflege“. Über 400 Einzelflächen seien im Landkreis mit einem Blühstreifen versehen worden, berichtete Mohrmann. Er berichtete über die Pflanzenarten, die auf den empfohlenen sechs bis neun Meter breiten Streifen eingesetzt werden. „Eine Insel für Artenreichtum ist das eine. Das eigentliche Schöne ist hier: Ihr macht Netzwerk“, lobte er die Landkreisarbeit und überlegte, ob sie nicht für den Bingo-Wettbewerb der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung geeignet sei.

Landvolk-Vertreter Bernd Schröder warb für die landwirtschaftliche Wiederverwendung abgetorfter Flächen anstelle der Wiedervernässung. „Landwirtschaftliche Fläche ist nicht vermehrbar“, sagte er und schlug statt einer Wiedervernässung eine Aufwertung vorhandener Naturschutzflächen vor. Er berichtete über die Sorgen der 35 Landwirte, die in den Vorranggebieten des Torfabbaus ihre Betriebe führen und um ihre Existenz fürchteten. „Arten- und Naturschutz kann uns nicht ernähren, die Landwirtschaft schon.“ Er zeigte sich enttäuscht, dass die Vorranggebiete nicht eingeschränkt wurden. Thiele sprach von einem „komplizierten Thema“. Der Konflikt bestünde darin, dass die Bewirtschafter der Flächen nicht mehr die Eigentümer seien. Man müsse zudem „aufpassen, sich nicht die „CO2-Bilanz zu versauen“, fügte er hinzu: „Ich werde den Teufel tun, zu versprechen, dass wir es schaffen, die Gesetzeslage zu ändern“, und machte wenig Hoffnung auf eine landwirtschaftliche Nachnutzung.

Auch den Maisanbau sah Thiele kritisch. „Das Maisproblem müssen wir in den Griff bekommen“, sagte Thiele und warnte vor steigenden Nitratwerten im Trinkwasser. „Der Umweltschutz scheitert immer am Menschen“, fügte er hinzu. Es gäbe Alternativen zum Mais, sagte er und dachte über Möglichkeiten einer Reduzierung des Maisanbaus über eine Änderung im EEG nach.

Nachdem der Grundschulleiter Jürgen Weiss dem Generalsekretär die Kuhstedter Natur- und Umweltschule mit ihrem Lehrpfad in der Theorie vorstellte, ging es gemeinsam zum rund einem Hektar großen Waldstück am Ladenday, das die Niedersächsische Landesforsten gerade der Schule zur Verfügung gestellt hat. Das umweltpädagogische Projekt ist einzigartig im Nordkreis und soll den Grundschülern der Gemeinde den Kreislauf der Natur verdeutlichen und zur aktiven Teilnahme animieren.

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