Berichte zur Landtagswahl

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Bremervörder Zeitung vom 28. Januar 2008

„Heiner“ Ehlen schafft’s zum vierten Mal

CDU-Kandidat lässt bei der Landtagswahl im Wahlkreis Bremervörde seinen SPD-Konkurrenten um 25,7 Prozent hinter sich

- Von Rainer Klöfkorn -

Bremervörde. Mit einem Vorsprung von 25,6 Prozent gegenüber seinem Konkurrenten von der SPD, Bernd Wölbern, hat Hans-Heinrich Ehlen (CDU) gestern zum vierten Mal in Folge die Landtagswahl im Wahlkreis Bremervörde für sich entschieden. Der Minister im Wulff-Kabinett erhielt 54,7 Prozent der Stimmen, Wölbern erreichte 29,1 Prozent. Auch bei den Zweitstimmen siegte die CDU mit 51,1 Prozent deutlich vor der SPD mit 25,7 Prozent der Stimmen. Bei schlechtem Wetter beteiligten sich gestern nur 60,2 Prozent der wahlberechtigten Bürger an der Wahl.

Beide Parteien mussten gegenüber dem Ergebnis bei der Wahl 2003 Stimmeneinbußen hinnehmen. Die CDU, die vor fünf Jahren stolze 57,1 Prozent erreicht hatte, verlor im Wahlkreis Bremervörde sechs Prozent. Die SPD, die bei den Zweitstimmen auf 25,8 Prozent kam, verlor weitere 1,4 Prozent.
Von den Stimmenverlusten der beiden großen Parteien profitierten insbesondere die kleinen Parteien. Drittstärkste Kraft im Wahlkreis Bremervörde wurde die FDP (7,8 Prozent/ 2003: 7,5) vor den Grünen mit 6,3 Prozent (6,2) und Die Linken mit 4,9 Prozent.
Mit 54,7 Prozent der Stimmen blieb Hans-Heinrich Ehlen zwar um 8,1 Prozent hinter seinem Ergebnis von 2003 zurück, doch es reichte immer noch zu einem überzeugenden Erfolg. Bernd Wölbern von der SPD erhielt 29,1 Prozent. Sein Vorgänger als Kandidat im Wahlkreis Bremervörde, Friedhelm Helberg, hatte 2003 28,9 Prozent erreicht. Die weitere Reihenfolge der Kandidaten führt Rolf Hüchting (Grüne/4,9) vor Sven Anacker (FDP/4,3 und Dr. Werner Graf von Soden-Fraunhofer (4,1) an. Jürgen Krentzel (Freie Wähler) kam auf lediglich 1,2 Prozent und belegte damit den letzten Platz noch hinter Marc Reuter (NPD) mit 1,6 Prozent.
Erschreckend hoch war gestern die Zahl der Nichtwähler. Nur 40.959 Einwohner beteiligten sich im Wahlkreis Bremervörde an der Landtagswahl, vor zwei Jahren waren es noch 45.152. Die Wahlbeteiligung sank damit, vermutlich auch durch das schlechte Wetter, von 68,3 auf magere 60,2 Prozent.
Sehr zufrieden mit seinem Ergebnis und dem Abschneiden der CDU auf Landesebene zeigte sich gestern Hans-Heinrich Ehlen. „Es ist schwieriger, oben zu bleiben als nach oben zu kommen“, kommentierte er seinen Erfolg. Immerhin habe er die doppelte Stimmenanzahl seines Konkurrenten Bernd Wölbern erreicht und lag auch über dem CDU-Ergebnis auf Landesebene.
Dass das außergewöhnlich gute Ergebnis der Wahl vor fünf Jahren nicht zu wiederholen sei, Ehlen erhielt 62,9 Prozent der Stimmen, sei ihm klar gewesen. Im Rückblick auf die vergangenen Wochen fügte er hinzu: „Wir haben einen sehr fairen Wahlkampf geführt.“
Da die Koalition mit der FDP weiterhin Bestand haben wird, geht der Kalber Politiker davon aus, auch weiterhin Minister für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu bleiben. Das gelte auch für seine Ministerkollegin Mechthild Ross-Luttmann, die seit 2005 für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit zuständig ist, und den Nachbarwahlkreis Rotenburg für sich entschied.
Durch den Wahlerfolg der Linken werde sich eine neue Situation im Landtag ergeben, meinte Ehlen. Davon sei aber hauptsächlich die SPD betroffen: „Diese beiden Parteien werden sich aneinander reiben“, ist der 58-Jährige überzeugt.
„Vollkommen unbefriedigend“ ist nach Ansicht von Bernd Wölbern das Ergebnis seiner Par-tei auf Landesebene. Das „Katastrophenergebnis“ (Wölbern) von vor fünf Jahren habe sich sogar noch verschlechtert, da auch die Wahlbeteiligung hinter der von 2003 zurücklag. Die niedrige Zahl der Wählerinnen und Wähler habe vor allem die Partei „Die Linke“ begünstigt, ist der Politiker aus Wohnste überzeugt: „Es ist ein klassischer Effekt, dass kleine Parteien ihre Anhänger besser mobilisieren können.“
Als kleinen Erfolg sah Wölbern es an, dass er mehr Stimmen im Wahlkreis als seine eigene Partei erhielt. Der 41-Jährige könnte sich vorstellen, auch bei der nächsten Landtagswahl als Kandidat anzutreten: Ich bin keine Eintagsfliege“. Die Entscheidung treffe jedoch die SPD. Als Thema, dass alle Parteien betreffe, nannte Wölbern die „indiskutable Wahlbeteiligung“. Er ist überzeugt: „Das lag nicht nur am Wetter“.
Mit vermutlich zehn Mandaten sah Dr. Werner Graf von Soden-Fraunhofen seine Erwartungen übertroffen, der Kandidat der Linken aus Bremervörde war von daher „sehr froh“ über das Ergebnis. Die Abgeordneten, zeigte er sich überzeugt, würden im Landtag eine gute parlamentarische Arbeit leisten. „Von daher sind wir künftig auch öfter in den Medien präsent und erhalten mehr Aufmerksamkeit“, meinte von Soden-Fraunhofen. Vom Wahlerfolg profitiere auch die Parteikasse: „Durch die Wahlkampfkostenerstattung fließt richtig was in die Kasse.“ Ein „Skandal“ sei dagegen die niedrige Wahlbeteiligung, für den Bremervörder ein Indiz für die Politikverdrossenheit: „Die Nichtwähler bilden die stärkste Partei in Niedersachsen.“
Dass die Linken künftig in der Landespolitik eine Rolle spielen, „damit müssen wir leben“, meinte der Grünen-Kandidat Rolf Hüchting. Er hätte sich ein besseres Abschneiden seiner Partei im Wahlkreis gewünscht und auch auf Landesebene: „Wir brauchen Veränderungen in der Politik, vor allem im Energie-und Klimabereich“. Erfreulich sei, dass mit Elke Twesten eine Grüne-Politikerin aus dem Landkreis Landtagsabgeordnete wurde.
Kurz und knapp fiel der Kommentar von Sven Anacker (FDP) aus: Er sei zufrieden mit dem Ergebnis seiner Partei und unzufrieden mit dem Einzug der Linkspartei in den niedersächsischen Landtag.


Wählten in ihrem Heimatort Kalbe: Landesminister Hans-Heinrich Ehlen und seine Ehefrau Monika. Am Abend feierte der CDU-Politiker im Dorfgemeinschaftshaus seinen Wahlerfolg

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